Michael Frisch, MdL
Michael Frisch, MdL: Es ist höchste Zeit für eine Wende in der Bildungspolitik!
Die Ergebnisse des aktuellen INSM-Bildungsmonitors sind kein Ausreißer. Sie reihen sich ein in eine lange Liste desaströser Bildungsstudien, die nicht nur für Rheinland-Pfalz eines klar belegen: Deutschland als führende Bildungsnation ist Geschichte. In meiner über 30-jährigen Lehrertätigkeit habe ich den schleichenden Niveauverlust an unseren Schulen hautnah miterlebt.
Natürlich sind die Ursachen für diese Entwicklung vielfältig. Dennoch lassen sich einige Kernpunkte benennen: Die immer weitere Teile unseres Lebens erfassende Digitalisierung hat Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Textverständnis und Lesefähigkeit der heranwachsenden Generationen massiv beschädigt. Viele junge Menschen sind kaum noch in der Lage, längere Texte zu schreiben oder komplexere Zusammenhänge zu verstehen. In Folge der Massenmigration seit 2015 hat die Zahl der Schüler mit unzureichenden Sprachkenntnissen zugenommen. Auch deutsche Kinder weisen aufgrund defizitärer Familiensituationen und der dort immer weniger stattfindenden Kommunikation mittlerweile sprachliche Defizite auf. Die Abschaffung des bewährten dreigliedrigen Schulsystems hat dazu geführt, dass in zunehmend heterogenen Klassen Lernziele abgesenkt werden mussten. Gleichzeitig hat man das Abitur gesellschaftlich zum Maß aller Dinge erklärt und die Zahl der Hochschulabsolventen weit über das benötigte Maß hinaus aufgebläht. Der Preis dafür war eine Entwertung nicht nur der gymnasialen, sondern auch der beruflichen Bildung, einhergehend mit einer Noteninflation, die den Bildungsnotstand nur vorübergehend verschleiern konnte. Gleichmacherei auf niedrigem Niveau und eine tendenziell leistungsfeindliche Haltung prägen das Klima an unseren Schulen.
Und was macht die rheinland-pfälzische Politik? Sie tut das, was linke Ideologen immer tun, wenn ihre Theorien in der Praxis versagen. Anstatt die falsche Strategie zu revidieren, fordert man mehr von dem, was nicht funktioniert hat. Wir gehen nie zurück, hieß es im Bildungsausschuss seitens der SPD. Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
In diesem Sinne feiert sich Minister Teuber dafür, unangekündigte Tests abzuschaffen. Schriftliche Überprüfungen möchte er reduzieren und nur noch dann stattfinden lassen, wenn Schüler dies für angemessen halten. Die Klassen sollen noch bunter und damit noch heterogener werden, Leistungsansprüche sollen weiter abgesenkt werden, damit möglichst alle einen möglichst hohen formalen Abschluss erreichen. Die Rolle des Lehrers, von der wir spätestens seit Hattie wissen, wie wichtig sie für den Lernerfolg ist, wird durch selbstorganisiertes Lernen ersetzt. Wohlfühlen ist wichtiger als Leistung, die richtige Einstellung wichtiger als solide Wissensvermittlung.
Meine Damen und Herren, diese Entwicklung ist fatal. Wir sind auf dem Holzweg von einer Bildungsnation zu einer Haltungsnation. Doch damit verspielen wir die Zukunft unserer Kinder. Wenn wir sie lebenstüchtig machen und unser Land wieder nach vorne bringen wollen, dann brauchen wir eine Rückkehr zu individueller Förderung, zu Anstrengung und Leistung – und keine egalitären Träume von einer Schule für alle.
Es ist höchste Zeit für eine bildungspolitische Wende!